Eigenverantwortung steht an oberster Stelle, erst dann kann eine Tour zum sicheren Genuß werden.

Auf Grund der Tatsache das in den letzten Jahren immer mehr der Begriff „Eigenverantwortung“ im Bergsport Einzug erhalten hat, dieser aber in den seltensten Fällen in seiner Komplexität ausgeführt wird was er eigentlich bedeutet und welche Punkte darunter fallen, habe ich mich dazu entschlossen diesen Begriff auseinander zu nehmen und die Punkte zu kategorisieren um ein bestmögliches Verständnis für Außenstehende zu entwickeln die sich mit dem Thema Bergsport ansonsten nicht befassen.

Gerade zu Zeiten in denen der Bergsport zum Trend explosiv angewachsen ist, ist es wichtig die Grundlagen zu wissen um Unfälle und Verletzungen vorzubeugen sowie für Aufklärung zu sorgen was es bedeutet Touren in die Berge zu unternehmen.

Auch der selbst auferlegte Druck durch die Sozialen Medien verhindert bei manchen Menschen teilweise eine neutrale Betrachtungsweise in welches Gelände und Gefahren sie sich ungeübt und unvorbereitet begeben und selbstgesteckte Ziele dann erzwingen wollen.

Möchte man in die Berge gehen sollte die nötige Ernsthaftigkeit mitgebracht werden und sich unbedingt Zeit nehmen, sich Ziele gewissenhaft zu erarbeiten, denn im Hintergrund steht das eigene Leben welches fällt oder nicht.



In diesem Sinne „Berg heil“ & sichere Touren! ♥





Eigenverantwortung

Diese Kriterien, die teils fließend ineinander übergehen sind von einem immer bei der Planung, vor Ort und während einer Tour kritisch und bewusst zu überprüfen, egal ob man Solo oder mit Personen unterwegs ist. Zudem ist ein klarer und sachlicher Austausch zwischen den Einzelnen in einer Gruppe zwingend erforderlich und sollte im Vorfeld kommuniziert worden sein, ein Zurück halten seiner Meinung bei der Kommunikation ist kein falscher Stolz und kann nur förderlich für eine sichere Tour für alle sein.





Kriterien

Verantwortung
Planung
Eigene Erfahrung
Körperl. Fitness
Mentale Stärke
Selbstübersch.
Alpine Gefahren
Risiko Managem.
Kleidung
Ausrüstung
Selbstreflexion





   Verantwortung

Diese liegt in aller erster Linie bei seinem eigenen Leben.
Ist man in einer Gruppe unterwegs dann liegt diese ebenfalls auf allen anderen Personen, egal in welchen Positionen sie sich befinden (Partner / Tourenpartner / Berg-, Skiführer / Gäste etc.). Hinzu kommt die Verantwortung für Familie, Freunde oder anderen Menschen die einem am Herzen liegen die gerade nicht vor Ort oder bei der Tour dabei sind.

Denn es gilt immer, Gesund zurück nach Hause zu kommen.


   Kriterien



   Planung

In die Planung fließen immer die eigenen Erfahrungen, die eigene körperliche Fitness, die Mentale Stärke und das Risiko Management mit ein. Ist man in einer Gruppe unterwegs, dann sollten diese Fähigkeiten zwischen den Personen nah beieinander liegen um möglichst auf einem Level zu sein.

Zu einer bewussten Strecken Planung gehören immer mindestens ein "Plan B" und dann je nach den aktuellen Bedingungen noch weitere. Hier muss man in jedem Fall immer flexibel sein.

Zudem spielt das Zeitmanagement bei der Planung zu einer Tour eine weitere große Rolle. Man sollte sich immer eine Zeit mit genügend Puffer setzten, wann man entweder am Gipfel oder am Ziel ankommt. Zusätzlich sind Zwischenziele wie Hütten, Wasserquellen, Plateaus, Unterschlupfe, Joche, Kilometer, Höhenmeter, etc. sinnvoll, um den persönlichen Zeitplan einzuhalten und gegebenenfalls das Zeitmanagement zu überprüfen und dann entsprechend zu handeln.
Ein weiterer Faktor ist das Festlegen des "Point of no return", der besagt, wann ein Umkehren nicht mehr sinnvoll ist, da der vor einem liegenden Streckenabschnitt kürzer dauert als den schon gegangenen wieder zurück zu gehen.

Des Weiteren sollten zu einer Tour möglichst viele Informationen recherchiert werden und sich dabei auch mit etwaigen Schlüsselstellen befassen. Hierbei ist es wichtig das man sich beim Recherchieren an die Fakten sowie das Sachliche hält und subjektive Schilderungen raus filtert, denn sonst kann es schnell passieren das man in die Selbstüberschätzung rutscht und den Fokus des eigenen Könnens verliert.

Auch das Einholen der aktuellen Bedingungen ist ein wichtiger Faktor. Da diese variieren müssen sie immer mitbedacht werden. Aktuelle Bedingungen sollten immer wieder in regelmäßigen Abständen überprüft werden, um etwaige Änderungen an der Planung vorzunehmen.

Der Austausch mit einheimischen Personen vor Ort kann dann letztendlich Überraschungen während einer Tour vorbeugen und sollte daher auch in jedem Fall stattfinden.

Ein Restrisiko für unvorhergesehene Ereignisse wird es immer geben. Aber durch eine bewusste Planung lässt sich dieses minimieren.


   Kriterien



   Eigene Erfahrung

Die eigene Erfahrung befindet sich immer im Wandel und ist daher ein essentieller Faktor für die bewusste Planung, die danach ausgerichtet werden muss.

Hierbei ist zu beachten, dass man in seiner Steigerung/Weiterentwicklung nicht in die Selbstüberschätzung gelangt. Stetig step by step ist hier die sicherste Entwicklung.


   Kriterien



   Körperliche Fitness

Generell muss man kein Hochleistungsprofi Sportler sein um genussvolle Touren zu gehen, aber eine gewisse körperliche Grundfitness ist unbedingt von Nöten, möchte man nicht mit ach und krach und körperlich völlig fertig am Ziel ankommen. Das bedeutet, es sollten immer Reserven am Ziel vorhanden sein um während einer Tour auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren und handeln zu können.

Gerade die Ausdauer in jeglicher Form spielt in dem Bereich eine große Rolle. Ist man mit der Planung zu einer Tour fertig, so sollten auch die körperlichen Vorbereitungen zu dieser im Vorfeld geplant und trainiert werden.

Hier ist es sinnvoll die Fitness so aufzubauen das eventuell auftretenden körperliche Beschwerden bei der eigentlichen Tour möglichst im Vorfeld abtrainiert werden, wie zum Beispiel den Muskelkater und die Ermüdung der Muskulatur. Der Körper muss an den Anspruch und darüber hinaus der geplanten Tour vorbereitet werden, was zudem die Konzentration und den Fokus während einer Tour hochhält.

Zugleich sollte in dem Zusammenhang das Herz- Kreislaufsystem langsam und stetig gestärkt werden. Hier reicht es am Anfang im unteren Herzfrequenzbereich das Training durchzuführen, in Form von leichten schnelleren Wanderungen oder entspanntes Laufen. Hier sollte auf jeden Fall jeder in seinen Körper hören und schauen ob man sich dabei auch wohl fühlt. Bei Unwohlsein oder auftretenden Beschwerden ist der Gang zum Arzt immer anzuraten.

Im Zweifel sollten für den Fitness Aufbau Profis hinzugezogen werden, ist man sich unsicher wie, was und wie lange man trainieren muss.


   Kriterien



   Mentale Stärke

Dieses Kriterium wird sehr häufig von unerfahrenen Personen durch Unwissenheit außer Acht gelassen. Auf Bildern und in Videos sehen, gerade ausgesetzte und steile Passagen nicht so aus wie sie in Wirklichkeit auf einen wirken können.

Die Mentale Stärke lässt sich, genau wie die körperliche Fitness trainieren. Es sollte aber unbedingt darauf geachtet werden das man sich hier nicht überschätzt und dann in eine Blockade gerät. Bei den ersten Anzeichen von Unwohlsein und das Vorausschauen des weiteren Streckenverlaufs sollte man ehrlich reflektieren ob ein Weitergehen noch sinnvoll und man diesem mental gewachsen ist.


   Kriterien



   Selbstüberschätzung

Diese entsteht dann, wenn Kriterien außer Acht gelassen werden und man nicht ehrlich zu sich ist.

Gerade die eigene Erfahrung, die körperliche Fitness und die mentale Stärke sind hier der größte Faktor für eine Selbstüberschätzung die letztendlich eine Überforderung auslöst. Auch die Unwissenheit über weitere Kriterien wie die Gefahren im alpinen Gelände und das Risiko Management können in Stresssituationen zu einer Überforderung führen.

Um diese zu vermeiden gilt es, seine eigenen Grenzen zu kennen und sich danach zu richten, sich mit der nötigen Theorie auseinander zu setzen, sowie im Vorfeld ehrlich zu reflektieren ob man dem geplanten Vorhaben ausreichend gewachsen ist.


   Kriterien



   Alpine Gefahren

Diese werden im alpinistischen Sinn in subjektive und objektive Gefahren unterschieden die einen Lebensgefährlich bedrohen können. Subjektive Gefahren gehen immer von einem selbst aus. Objektive Gefahren durch Naturereignisse bei denen man selbst keinen Einfluss hat, aber durch Taktik, bewusster Planung und Aufmerksamkeit lässt sich das Risiko ihnen ausgesetzt zu sein minimieren.


Subjektive Gefahren:

•  Unkenntnis/Leichtsinn
•  Selbstüberschätzung
•  Unzureichende Tourenplanung
•  Mangelhafte:
-  körperliche Fitness
-  mentale Stärke
-  Kleidung
-  Ausrüstung
•  Psychisches Fehlverhalten:
-  Egoismus
•  Fatale Gruppendynamik


Objektive Gefahren:

•  Alle Wettererscheinungen
•  Eis- & Steinschlag
•  Lawinen
•  Gletscherspalten
•  Wechten
•  etc.


Im geologischen Sinn sind alpine Gefahren in den Bergen allgegenwärtig. Gerade durch den Rückgang des Permafrostes und die steigenden Temperaturen in hohen Lagen werden Bergstürze, Steinschläge, Murenabgänge, Lawinen, etc. häufiger.


   Kriterien



   Risiko Management

Dies betrifft die Gefahrenbeurteilung einer Tour: Generell gilt natürlich immer das Prinzip, dass im Gebirge alles erlaubt ist wozu man sich fähig fühlt – man muss dann allerdings die Konsequenzen seines Handelns dafür tragen.

Um die Konsequenzen abzuwägen und auf das mindeste zu reduzieren, stellt sich die Frage: Welche Gefahr ist gerade die größte für mich und meine(n) Touren Partner? Dementsprechend müssen die Sicherungsmaßnahmen nach dem „Risiko-Dreischritt: Gefahren erkennen – einschätzen – entscheiden“ erörtert und gewählt werden.

Dieser Dreischritt ist in der Planung schon anzuwenden, indem etwaige Gefahren auf Karten, in Artikeln usw. erkennbar werden und dementsprechend dann die Einschätzung & folglich die Entscheidung für oder gegen eine Tour gefällt wird.
Während einer Tour ist der Dreischritt in Kombination mit mindestens den alpinen Gefahren (subjektiv & objektiv) und der eigenen alpinen Erfahrung zu erkennen, einzuschätzen und zu entscheiden.


   Kriterien



   Kleidung

Generell gilt, dass man sich in seiner Kleidung bei einer Tour wohl fühlt. Es sollte einen nirgends zwicken oder etwas störendes vorhanden sein, dies könnte während einer Tour ablenken und die Konzentration unterbrechen.

Die Kleidung sollte immer an die aktuellen Wetterbedingungen angepasst und im „Zwiebelprinzip“ (Baselayer, Midlayer, Isolation, Hardshell) aufgebaut sein, sodass eine optimale Anpassung zur Wärme-/Kälteregulierung stattfinden kann.

Zu Beginn einer Tour ist es sinnvoll „kalt“ zu starten, was bedeutet, dass man sich nicht zu warm anzieht und dann nach kürzester Zeit wieder stehen bleiben muss um eine Schicht der Kleidung auszuziehen da einem zu warm geworden ist. Hier kann einem am Anfang ruhig etwas frisch sein.

Führt einen die Tour in höhere Lagen, dann ist es ratsam sich zumindest immer einen Windbreaker und Wechselshirt mitzunehmen, da sehr häufig mindestens ein frischer Wind herrscht und ein Wechsel auf ein trockenes Shirt und Windschutz einen vor der Auskühlung und einer möglichen Erkältung schützt.

Bei Schnee, Eis & Gletscherkontakt sollte neben dem Baselayer mindestens ein Midlayer sowie je eine Isolations- & Hardshell Schicht immer vorhanden sein. Wie dick diese sein sollten kommt auf die Höhenlage und die Temperatur drauf an, umso höher/kälter, um so effizienter sollten diese Schichten arbeiten.


   Kriterien



   Ausrüstung

Diese muss im Vorfeld zu einer Tour immer überprüft und auf Schäden oder mögliche Schwachstellen kontrolliert und gegebenenfalls ausgetauscht werden, denn an ihr hängt immer das eigene Leben.

Ist man sich unsicher ob man einen Teil der Ausrüstung bei einer Tour braucht, so ist dieser im Zweifel als Backup mitzunehmen und ist vorhanden, wenn er benötigt wird. Hier stehen die Sicherheit, das eigene Leben und das der Anderen immer im Vordergrund.


   Kriterien



   Selbstreflexion

Jede dieser Kriterien bedarf in unterschiedlichsten Situationen und Zeitpunkten eine kritische Selbstreflexion, sei es vor, währen oder nach einer Tour. Nur so können eigene Fehlerquellen minimiert und im besten Falle ausgeschlossen werden, Optimierungen in verschiedenster Weise und Weiterentwicklung der persönlichen Fähigkeiten stattfinden.

Grundvoraussetzung hierfür ist die Ehrlichkeit, Offenheit sowie eine sich selbst gegenüber aufgeschlossenen Fehlerkultur mit der man dann konstruktiv umgehen und arbeiten kann.


   Kriterien





Stand: 25. August 2024




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